RALLEY XT500 Projekt, Winter 2014-15

Das mit dem Mopped umbauen geht ja nicht von einen tag auf den anderen.

2009 hatte ich mir meine erste xt500 ja schon mal im klassik Dakar Look hergerichtet.
Grosser Tank, Einzelsitzbank, kleiner Gepäckträger, Startnummernverkleidung, längere Stossdämpfer und einige Details mehr.
Das waren meine ersten Bastelversuche und die XT gefällt mir auch heute noch gut.
So habe ich sie viel gefahren, aber mit der Zeit kommen dann auch die Ideen, und man drauf, was wirklich besser ginge.

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und da wäre einiges:
das Fahrwerk sollte doch etwas sensibler sein und weiter federn
eine ordentlich Sitzbank und nettere position im stehen als beim original
ordentliches Licht und die Elektrik aufräumen wär schon vor 40 Jahren möglich gewesen.
der rundlich Stil, mag zwar ein Meisterstück von Herrn Kenji Ekuan gewesen sein, aber ich hätte es gerne moderner.
Eher so wie der Verschluss seiner Soja Flasche und nicht der Glasteil.

So ging dann das googeln und plaudern mit den anderen XTlern los.
Bei diversen Rennen gabs dann natürlich auch immer was zu sehen und so entwickelte sich dann im lauf der Zeit so etwas wie eine Vorstellung was es werden sollte, bzw. eher, was es nicht sein soll…

In Wirklichkeit hätte ich ja vom Handling her am liebste eine 300er KTM, stark, schön leicht, und zu fahren wie ein Mountainbike, aber das würde es halt nicht werden. war mir klar.
Noch einen Retro Renner mit vielen schönen und teuren Teilen wollte ich aber auch nicht, und schon gar nicht eine KreativPoserXT mit sinnlosen KatalogBling.
OK, ab hier ist klar, dass das ganze Unterfangen prinzipiell zum scheitern verurteilt ist, denn eine 35 Jahre altes Mopped wird halt nicht zum Enduro Racer.
Aber wie der Philosoph in Schräglage sagt: „Pure Vernunft darf niemals siegen!“

Also wo ist die Grenze?
Wie weit muss man gehen damit es irgendwo den Notwendigkeiten und eigenen Ansprüchen an Fahrbahrkeit Leistung und Gewicht und Ästhetik entspricht?
Was geht noch durch, was ist ein technisches NoGo, und was sieht so deppert aus, dass man es auch bei technischer Notwendigkeit nicht machen will?
(Die Auswahl an augenklebserregenden Lampenmasken ist zB. enorm).

Egal. Am Anfang brauch ich ein Mopped als Basis. Nicht Original, weil sonst zu schade und nicht zu teuer.
XTom checkte mir eine XT aus Holland ohne Tank und Papiere und der Preis war so gut, dass ich sie ungeschaut kaufte.
Was ich dann bekam war dann auch genau das, wofür ich bezahlt hatte: Ein rostiger Rahmen und mehr rostige Teile drumherum.
Rostlöser ist was für Kinder, ohne Brenner liess sich keine Schraube öffnen, und der Sandstrahler fragte warum ich den Rahmen vor dem Wegwerfen noch strahlen lassen…

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Also erst den Rahmen hergerichtet. Sandstrahlen, Löcher zuschweissen, einige Verstärkungsbleche rein und als grosses Ding die Schwingenaufnahme tiefer legen (wegen längerer Schwinge, Kettenlauf, Fahrwerksgeometrie und so…).
Das war ein ziemlicher Akt mit Buchsen Drehen, Pappmodellen basteln, vielen Flexscheiben, Wig Schweissen und Rauch in der Werkstatt.
Am Ende war ich doch mit dem Bremshebel einen halben cm zu Tief und ein Motorbolzen schleifte an der Schwinge.
Aber nix was sich nicht mit Gewalt und gutem Willen beheben liesse.
Einfacher wär’s gewesen jemanden 200.- Euro zugeben und sich Aufwand und Ärger zu ersparen, aber dann: klare Themenverfehlung.

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Während der Rahmen in Arbeit war, wurden Teile gesammelt. Eine Hinterradnabe von einer TT, Tenere Gabelbrücke und Holme,
eine Kawasaki KLX Aluschwinge, eine KTM Sitzbank, ein Plastiktank für eine 350er Suzuki, neue Excel Felgen, diverse Plastikteile von einer Husqvarna, diverse Schalldämpfer und, und, und.
Dann erstes Zusammenstecken und schauen was passt bzw, was passend gemacht werden kann und ob das ganze auch noch irgendwie gut aussieht.

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Die Tenere Gabel sollte eigentlich Plug&Play sein. Sollte, war sie aber nicht. Nachdem das Auspressen eher grobmotorisch vonstatten ging musste auch hier wieder gedreht und gedengelt werden bis das ganze dann sauber passte.
Jetzt ist es Plug&Play und 24 cm Federweg vorne sind die Belohnung. Hinten gab’s zwei verstellbarer 41cm Hyperpro Dämpfer, wenigstens die passten auf Anhieb.
Die Schwinge wurde mit neuen Lagern aus Bronze, diversen Hülsen und Distanzen vom Herrn Maybach versehen, da wackelt auch nix mehr.
Die TT Nabe liess sich nur mit der Fräse passend machen. Da mussten ca 10mm weg und eine Nut gefräst werden,
damit die Kette fluchtet und die Abstützung für den Bremsanker an der Schwinge passt.
Mit anderen Lagern passt nun auch die standard Tenere Achse mit 17mm. Die Kettenspanner der Tenere ebenfalls.
Kettenschleifer und Führung von einer Husqvarna liessen sich mit etwas Gebastel auch passend machen.
Bei der Übersetzung blieb ich bei konservativen 48 zu 16. Statt der Tenere Bremse habe ich die originale XT Bremse vorne dringelassen.
Eine 5mm Alu Teil, befestigt an den Aufnahmen für die Bremszangen der Scheibenbremse, stützt den Bremsanker.
Da ich den 30 Jahren alten Felgen nicht mehr wirklich getraut habe, liess ich mir zwei schöne Excel Felgen mit 18 und 21 Zoll und den entsprechenden Speichen fertigen.
Schwarz natürlich weil gutaussehend. Das Einspeichen war mit den neuen Felgen und Speichen mit einem Akkuschrauber an einem Nachmittag erledigt.

Zoom in (real dimensions: 1440 x 670)xt500-blumfeldDann zum Tank. Was für eine depperte Konstruktion. Ein Benzinhahn auf halber Höhe! also immer 3 Liter spaziererfahren und keine Chance ihn zu leeren, ausser man fährt dauernd Wheelies in Linkskurve.

Nach sehr langem Überlegen und dem Ankauf diverser unnötiger Teile dann 2 Auslassöffnungen ohne Hahn angebaut und das Original Loch sicher verschlossen.
Das ganze PE Plastik Zeug ist so eine Sache, weil kleben kann man es nicht, schweissen auch nicht und niemand weiss WIRKLICH wie es zu verarbeiten ist.
Ich hab halt einfach Hemmungen in einen neues Teil an der kritischsten Stelle Löcher zu bohren ohne zu wissen wie es weiter geht.
So lange habe ich jedenfalls noch nie über 2 Löcher nachgedacht. Aber wie es aussieht hält es dicht. Dass der Tank nicht von alleine auf den Rahmen gepasst hat und einiges umgebaut werden musste ist eh klar.

Um eine an den Tank passende Sitzbank zu finden hab ich eine 300er EXC KTM Bank vorne etwas gekürzt und hinten verlängert.
Den Schaumteil mit der Fächerscheibe passend gemacht und mit feinem Kuhleder bezogen. Befestigt wird das ganze mit einer Aufnahme Vorne und einer Schraube hinten.
Ein Husky Kotflügel passte mit wenig Schnippelei auf Anhieb. Vorne blieb es der original Kotflügel. Die runden Seitendeckel mussten auch weg.
Blöd ist halt, dass dann der Luftfilter und die Batterie keinen Platz haben.
Also Luftfilterkasten ändern, Innenleben umbauen und neue Befestigungen für Luft und Batteriehalterungen anschweissen.
Eine kleine Änderung hier, hat halt auch Konsequenzen für alle anderen Teile. Einen Luftfilterkasten gleich neu zu bauen wäre wahrscheinlich schneller gegangen…

Irgendwann musste ich dann auch eine Entscheidung bezüglich der Farbe getroffen werden und ich entschied mich für ein freundliches Mausgraublau mit dem schönen Namen RAL 5000.
Im vergleich zur endlosen Schleiferei ging das Spritzen dann schnell.

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Den Motor holte ich mir von Herrn Rei, denn irgendwie hatte ich zu dem Zeitpunkt das Gefühl dass das Mopped sonst überhaupt nicht fertig wird.
Geworden ist es ein leicht modifizierter SR Motor. Hauptsächlich um gleich ordentlichen Strom zu haben. Der Vergaser sollte ebenfalls original bleiben, weil das, so sagt man, problemlos einzustellen und funktionierend ist.
Den Strom braucht es auch, denn Ico, Roadbook, GPS und Iphone wollen ordentlich Saft. Alle Lichter sind LEDs, inklusive eines TruckLite LED Hauptscheinwerfers.

Die Zündbox, Regler und die Mini Steuerung für die StVo Sachen sind alle über dem Lufi unter dem Sitz verbaut. Da war am meisten Platz.
Von Dort laufen alle Kabel weg zu Schaltern und Verbrauchern. Statt eines Zündschlosses gab’s einen Kippschalter der nur den Strom zu den Verbrauchern killt.
Der Motor kann immer gestartet werden. Das Ding zu klauen wird eh keiner Gelegenheit haben, und wenn, dann wird’s ewig dauern bis er/sie kapiert wie das Teil anspringt.
Ein extra abgesichertes Kabel versorgt das ganze Navi Geweih mit Strom. Die Halterung für das Navi Zeugs wird an einem am Lenkkopf verschraubten Alu Block verschraubt und ist aus Pe und POM.
Hab gelesen dass das Zeug stabiler sein soll als Alu bei fast gleichem Gewicht.
Zu verarbeiten war es jedenfalls sehr einfach mit der Laubsäge, und wie es aussieht ist es recht elastisch und hält. Innerhalb von 5 Minuten lässt sich alles abnehmen und durch eine zivile Acerbis Maske ersetzten.
Nur der Koso Digitaltacho mit Leerlaufanzeige etc. bleibt immer fix am Lenker montiert.

Zoom in (real dimensions: 768 x 768)xt500-details (Mittel)

Irgendwann ging es dann an den Zusammenbau und die Komplettierung. Genau zu diesem Zeitpunkt wurden dann alle Denk und Baufehler gnadenlos offengelegt und sorgten für etliche weitere lustige Bastelnächte.
Es ist echt deprimierend nicht gleich zu überzuckern dass man ein Gewindestangl nicht auf beiden Seiten gleichzeitig einschrauben kann.
Oder eine Inbus- statt einer Sechskant Schraube verwendet wurde, die man dann mangels Platz nicht mehr aufbringt.

Zoom in (real dimensions: 854 x 427)xt500_fertig (Klein)

Die Zeit drängte und dann gab’s dann keine Ausrede mehr: das Teil wollte gestartet werden.
Drei Kicks und 5 Minuten später fuhr ich. Aber nicht so richtig.

**** Teil 2 folgt ****